Wochenlang wirkte alles fast zu perfekt. Sieben Pflichtspiele, sieben Siege – der Saisonstart des FC Bayern ist makellos, ein Auftakt, der vom Gefühl der Unbesiegbarkeit zeugt und die altbekannten Erwartungen nach nationaler Dominanz und europäischem Triumph neu entfacht. Doch mitten in der wachsenden Euphorie in München weigert sich Trainer Vincent Kompany, sich oder seine Mannschaft von den Zahlen blenden zu lassen.
„Es geht nicht um Statistiken“, betonte Kompany nach dem jüngsten 3:0-Erfolg in der Bundesliga. „Es geht darum, wie wir zusammenbleiben, wenn die Zahlen keine Rolle mehr spielen.“
Der Belgier weiß genau, was auf ihn zukommt. Das Duell am Samstag in Frankfurt ist nicht einfach ein weiteres Ligaspiel – es ist die erste echte Prüfung dieser Saison. Eintracht Frankfurt, bekannt für taktische Disziplin und unerschütterlichen Kampfgeist, hat sich den Ruf erarbeitet, Favoriten zum Straucheln zu bringen. Mit ihren Fans im Rücken verwandelt sich die Deutsche Bank Arena in ein brodelndes Hexenkessel, in dem schon mancher Gigant gestürzt wurde.
Für Kompany geht es weniger um die Punkte, sondern vielmehr um Widerstandskraft. Bisher wurden die Bayern-Siege von klarer Dominanz geprägt: frühe Ballkontrolle, souveräne Tore, wenig Gegenwehr. Doch wie reagiert die Mannschaft, wenn sie tatsächlich unter Druck gerät? „Wir müssen Schwierigkeiten erleben“, sagte Kompany, „um zu lernen, woraus wir wirklich gemacht sind.“
Hinter verschlossenen Türen mahnt er seine Spieler, sich nicht vom Lob der Experten oder der glänzenden Bilanz verführen zu lassen, sondern auf den unsichtbaren Faden des Teamgeists zu vertrauen. Mit gezielten Rotationen, kontrollierten Trainingseinheiten und einem klaren Fokus auf kollektive Verantwortung anstelle von individueller Glorie setzt Kompany neue Akzente. Selbst die erfahrensten Bayern-Profis spüren eine Veränderung: mehr Ruhe, weniger emotionale Ausschläge, eine stärkere Geschlossenheit.
Und doch wirft Frankfurt seine Schatten voraus – wie ein Sturm am Horizont. Direkt danach folgt die Länderspielpause, die dem Ganzen zusätzliches Gewicht verleiht. Ein Ausrutscher könnte die Aura der Unbesiegbarkeit brüchig machen. Ein harter, erkämpfter Sieg dagegen könnte Kompanys Plan bestätigen und das Fundament festigen.
Die Ruhe vor dem Sturm trügt. München hält den Atem an: Ist dies der Beginn einer neuen Ära der Dominanz – oder der Moment, in dem erste Risse sichtbar werden? Für Kompany liegt die Antwort nicht allein im Ergebnis, sondern darin, wie seine Mannschaft zusammensteht, wenn der Sturm losbricht.