Es sind Momente wie diese, die einen bayerischen Fan nachts nicht schlafen lassen. Momente, in denen man sich fragt: Was zum Teufel ist hier eigentlich passiert? Thomas Müller, einst das Gesicht des FC Bayern München, sorgt jenseits des Atlantiks für Furore – und das mit einer Leichtigkeit, die fast wehtut.
Seit seinem spektakulären Wechsel zu Inter Miami vor knapp zwei Monaten hat der „Raumdeuter“ die Major League Soccer im Sturm erobert. Sieben Spiele, sieben Tore, dazu vier Vorlagen – Müller ist der Dreh- und Angelpunkt einer Mannschaft, die schon mit Lionel Messi und Jordi Alba prominent besetzt war. Nun aber spricht man in Florida nicht mehr nur vom argentinischen Superstar, sondern vor allem vom „Bavarian Machine“.
„Ich fühle mich frei, ich fühle mich lebendig“, sagt Müller nach seinem Doppelpack gegen LA Galaxy, als er lachend in die Kameras blickt. „Vielleicht war das die beste Entscheidung meines Lebens.“ Worte, die in München klingen wie eine Ohrfeige.
Beim FC Bayern galt Müller zuletzt als Auslaufmodell. Nach 16 Jahren im Profikader, unzähligen Toren, Vorlagen und Titeln, war das Kapitel für die Vereinsführung offenbar beendet. Trainer und Vorstand setzten auf Verjüngung, Müller auf seine Intuition – und die führte ihn in die USA.
Was dort passiert, ist fast schon filmreif. Die Fans in Miami tragen Dirndl und Lederhosen, die Stadien sind ausverkauft, und Müller wird nach jedem Spiel mit einem „Müller! Müller!“-Chor gefeiert. Selbst Messi zeigte sich beeindruckt: „Er bringt Energie, Spaß und Qualität – er ist einzigartig.“
In München hingegen herrscht betretenes Schweigen. Während die Offensive des Rekordmeisters stockt, blüht der einstige Publikumsliebling in einem neuen Umfeld auf. Die Bayern-Bosse sollen sich intern bereits gegenseitig die Frage gestellt haben, ob man den Ur-Bayern nicht zu früh abgeschrieben hat.
Müller selbst lässt die Vergangenheit hinter sich. „Ich hatte großartige Jahre in München, aber jetzt schreibe ich mein nächstes Kapitel“, sagt er. Und wer ihn in Miami spielen sieht, weiß: Das ist kein Abschied – das ist eine Wiedergeburt.