Vincent Kompanys Aussagen nach dem jüngsten Erfolg des FC Bayern spiegeln genau das wider, was den aktuellen Höhenflug des Rekordmeisters so bemerkenswert macht: Klarheit, Bodenständigkeit und eine konsequent professionelle Haltung. Trotz einer Siegesserie, die in Europa ihresgleichen sucht, warnt Kompany davor, sich von Tabellenständen oder Lobeshymnen blenden zu lassen. „Niemand gewinnt im November Titel“, sagt er – ein Satz, der zum Leitmotiv seiner Arbeit werden könnte.
Statt Euphorie zuzulassen, richtet Kompany den Blick auf das, was den Unterschied zwischen einer starken Phase und einer echten Erfolgssaison ausmacht: Konstanz, Lernfähigkeit und mentale Stabilität. Er macht dabei deutlich, dass die Mannschaft schon jetzt mit unterschiedlichsten Herausforderungen konfrontiert wurde – und sie bestanden hat. Mal mussten neue Spieler integriert werden, mal gab es Personalrotationen, mal galt es, früh in der Saison Druckspiele zu bestehen. Und zuletzt: 45 Minuten in Unterzahl verteidigen – und trotzdem gewinnen. Für Kompany sind das keine Zufälle, sondern Prüfsteine, die zeigen, wie sehr die Mannschaft als Einheit gewachsen ist.
Besonders auffällig ist seine Anerkennung gegenüber dem gesamten Kader. Er betont, dass sowohl die „Jungs, die rotiert haben“ als auch jene, die in Unterzahl auf dem Feld standen, geliefert haben. Diese Worte formen eine Botschaft nach innen: Jeder wird gebraucht, jeder wird gesehen, jeder trägt Verantwortung. Genau dadurch entsteht ein Klima, in dem sich Spieler nicht nur als Teil einer Mannschaft fühlen, sondern als Teil eines Projekts.
Und noch etwas wird deutlich: Kompany will eine Mannschaft formen, die nicht nur schön spielt, sondern reagieren kann – auf Stress, auf Rückschläge, auf unvorhergesehene Spielverläufe. Dass er darin keinen Grund zur Selbstzufriedenheit sieht, sondern zur Ruhe, zeigt seine Reife als Trainer.
Bayern gewinnt derzeit auf dem Platz, aber Kompany gewinnt parallel etwas anderes: Glaubwürdigkeit. Seine Worte klingen nicht nach Floskeln, sondern nach Haltung. Und genau das könnte am Ende den Unterschied machen – nicht im November, aber im Mai.
