– In einer Premiere für die deutsche Verkehrsgeschichte hat die Landeshauptstadt München gestern die erste selbstfahrende Straßenbahn in der Innenstadt vorgestellt. Die Bahn, die von dem Münchener Start-up „AutoTram Mobility“ entwickelt wurde, soll ab Anfang nächsten Jahres im regulären Linienbetrieb getestet werden.
Oberbürgermeisterin Lena Hofmann eröffnete die Veranstaltung vor einem begeisterten Publikum von Stadtpolitikern, Ingenieuren und interessierten Bürgern. „München setzt damit ein Zeichen für die Mobilität der Zukunft“, sagte Hofmann. „Wir kombinieren modernste Technologie mit unserem Ziel, den öffentlichen Verkehr sicherer, effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten.“
Die neue Straßenbahn verfügt über Sensoren und Kameras, die den Straßenverkehr in Echtzeit analysieren. Künstliche Intelligenz entscheidet eigenständig über Brems- und Beschleunigungsmanöver, während ein menschlicher Operator die Fahrt aus der Ferne überwacht. Laut AutoTram Mobility sei das System in der Lage, Hindernisse, Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer sicher zu erkennen und darauf zu reagieren.
Die Entscheidung, München als Teststadt auszuwählen, fiel nicht zufällig. „Unsere Straßenbahnlinien durchqueren dicht besiedelte Viertel, historische Plätze und enge Gassen – ideale Bedingungen, um die Technologie unter realen Bedingungen zu prüfen“, erklärt Dr. Markus Steiner, Leiter der Forschungsabteilung bei AutoTram Mobility. Die Testphase soll zunächst drei Monate dauern, in denen täglich mehrere Fahrten auf der Linie 17 durchgeführt werden.
Neben den technologischen Aspekten stand auch die Akzeptanz der Bürger im Fokus. Zahlreiche Passanten hatten die Gelegenheit, die neue Bahn zu betreten und die autonome Steuerung live zu erleben. „Es war ein bisschen seltsam, keinen Fahrer zu sehen, aber die Fahrt war erstaunlich ruhig und sicher“, sagt Anna Weber, eine Studentin aus München.
Kritiker warnen jedoch vor möglichen Risiken: Cyberangriffe, technische Fehlfunktionen oder unerwartete Verkehrssituationen könnten das System überfordern. Die Stadtverwaltung betonte, dass die Sicherheit oberste Priorität habe und dass die menschliche Aufsicht während der gesamten Testphase unverzichtbar sei.
Die Pläne für eine Ausweitung autonomer Bahnen auf weitere Linien sind bereits in Arbeit. Experten gehen davon aus, dass München in den kommenden Jahren zu einer europäischen Modellstadt für selbstfahrende Verkehrsmittel werden könnte.
Mit dem gestrigen Testlauf beginnt für die bayerische Landeshauptstadt ein neues Kapitel in der Mobilität – eine Vision, die vor wenigen Jahren noch wie Science-Fiction klang, heute aber greifbar wird.
