– In einem überraschenden Schritt hat die Stadt München am frühen Dienstagmorgen ein weltweit einzigartiges Pilotprojekt vorgestellt: sogenannte „schwebende Mikro-Shuttles“, die künftig den innerstädtischen Verkehr entlasten sollen. Die kleinen, autonom gesteuerten Fahrzeuge schweben mithilfe eines neu entwickelten Magnetfeldsystems wenige Zentimeter über dem Asphalt und sollen laut Stadtverwaltung sowohl umweltfreundlich als auch nahezu geräuschlos unterwegs sein.
Bereits kurz nach Sonnenaufgang präsentierte Oberbürgermeisterin Johanna Reisinger die ersten fünf Prototypen am Karlsplatz-Stachus. Hunderte Schaulustige hatten sich versammelt, um den historischen Moment mitzuerleben. „Wir wollen Mobilität völlig neu denken“, erklärte Reisinger. „Wenn die Tests erfolgreich verlaufen, könnte München die erste Stadt Europas werden, die ein serienreifes Schwebe-Transportsystem im öffentlichen Verkehr einsetzt.“
Die Shuttles, entwickelt vom Münchner Start-up AeroGlide Mobility in Zusammenarbeit mit dem Institut für Urbane Technologien der TU München, bieten Platz für vier Personen. Sie bewegen sich mit maximal 35 km/h und sind für kurze Distanzen zwischen zentralen Knotenpunkten gedacht – etwa zwischen dem Hauptbahnhof, dem Sendlinger Tor und dem Viktualienmarkt.
Die Technologie basiert auf einer Reihe magnetischer Leitbänder, die im Boden eingelassen wurden und die Shuttles stabil in der Spur halten sollen. „Das System verbraucht nur einen Bruchteil der Energie herkömmlicher Elektrofahrzeuge“, sagte AeroGlide-Chefingenieur Rafael Bogner. „Ohne Reifen fallen zudem Abrollgeräusche und Verschleiß fast vollständig weg.“
Die Reaktionen der Münchnerinnen und Münchner fallen bislang gemischt aus. Während viele das Projekt als zukunftsweisend begrüßen, äußern einige Bürgerinnen und Bürger Bedenken. Kritisiert werden vor allem die Kosten: Rund 120 Millionen Euro fließen in den dreijährigen Testbetrieb. Auch Anwohnerinnen und Anwohner entlang der Teststrecke im Glockenbachviertel befürchten mögliche nächtliche Betriebsgeräusche – obwohl die Stadt versichert, dass die Fahrzeuge „flüsterleise“ fahren.
Die ersten Probefahrten verliefen unterdessen nahezu reibungslos. Einziger Zwischenfall: Ein Shuttle stoppte kurzzeitig wegen eines Software-Neustarts, setzte seine Fahrt aber nach wenigen Minuten fort. Die Stadt kündigte an, im Frühjahr eine öffentliche Testphase zu starten, bei der Interessierte kostenlos mitfahren können.
Ob das Projekt tatsächlich Zukunft hat, bleibt offen. Doch eines scheint sicher: München hat mit seinen schwebenden Mikro-Shuttles weltweit Aufmerksamkeit erregt – und die Diskussion über die Mobilität von morgen neu entfacht.
