Brüssel – In einem bislang beispiellosen Schritt haben europäische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler am Donnerstag die weltweit erste funktionsfähige sogenannte „Klimablase“ vorgestellt – ein regional begrenztes System, das Mikroklimate stabilisieren und extreme Wetterereignisse abmildern soll. Das Projekt, das von einem Konsortium aus 14 Forschungseinrichtungen aus acht Ländern getragen wird, wurde im Rahmen eines Sondergipfels der EU-Kommission in Brüssel enthüllt.
Die „Klimablase“ ist ein technologisches Konzept, das seit über einem Jahrzehnt theoretisch diskutiert, jedoch bislang nie in realer Umgebung umgesetzt wurde. Sie basiert auf einem Netzwerk autonomer Drohnen, Bodenstationen und atmosphärischer Sensoren, die gemeinsam in der Lage sind, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windströmungen in einem begrenzten Radius von rund zehn Kilometern zu beeinflussen. Der erste erfolgreiche Test fand im Juni bei Sevilla statt – einer Region, die in den vergangenen Jahren besonders stark unter Hitzewellen gelitten hat.
Laut Projektleiterin Dr. Elena Moretti gelang es den Systemen, die Umgebungstemperatur während einer vierstündigen Hitzephase um bis zu 2,7 Grad Celsius zu senken. Zudem wurden lokale Windströmungen so umgeleitet, dass eine natürliche Luftzirkulation entstand, die sonst in dieser Zeit gefehlt hätte. „Es geht nicht darum, das Klima zu kontrollieren“, betonte Moretti. „Wir wollen lediglich extreme Ausschläge mildern, um Städte, Landwirtschaft und Infrastruktur kurzfristig zu entlasten.“
Mehrere Umweltorganisationen zeigten sich jedoch skeptisch. Vertreter der Initiative Planet First warnten vor „technologischer Hybris“ und der Gefahr, dass Klimamanagement als Ersatz für notwendige Emissionsreduktionen missverstanden werden könnte. Die EU-Kommission entgegnete, dass das Projekt ausdrücklich als Notfallinstrument gedacht sei – vergleichbar mit Deichen oder Brandschutzsystemen.
Besonders interessiert an der Technologie zeigen sich südeuropäische Städte wie Athen, Lissabon und Palermo, die in diesem Sommer erneut mit Rekordtemperaturen kämpfen mussten. Laut EU-Klimakommissarin Sophie Delacourt könnten die ersten städtischen Pilotanlagen bereits 2027 in Betrieb gehen, sofern weitere Tests ähnlich erfolgreich verlaufen.
Ob die „Klimablase“ tatsächlich das Potenzial besitzt, sich als neues Werkzeug der Klimaanpassung zu etablieren, bleibt vorerst offen. Doch der heutige Tag markiert nach Ansicht vieler Forschender einen möglichen Wendepunkt – und womöglich den Beginn eines neuen Kapitels in der europäischen Umweltpolitik.
