Stuttgarts jüngster Auftritt auf europäischer Bühne war nicht nur ein weiterer wichtiger Sieg im internationalen Wettbewerb, sondern auch ein Abend voller persönlicher Meilensteine und kollektiver Bestätigung. Der überzeugende 4:1-Erfolg gegen Maccabi Tel Aviv in der Europa League unterstrich die wachsende Reife des Klubs in Europa und würdigte zugleich zwei Spieler, die in den vergangenen Jahren zu zentralen Figuren geworden sind: Maximilian Mittelstädt und Alexander Nübel, die beide ihr 100. Spiel im Trikot des VfB Stuttgart absolvierten.
Für Maximilian Mittelstädt hätte der Abend kaum besser verlaufen können. In seinem Jubiläumsspiel zeigte der Linksverteidiger eindrucksvoll, wie wichtig er für die Mannschaft von Sebastian Hoeneß ist. Zunächst stellte er seine Offensivqualitäten unter Beweis, als er Lorenzo Assignon mit einem perfekt getimten Zuspiel über die Außenbahn zu dessen erstem Tor für den Verein verhalf. Später übernahm Mittelstädt Verantwortung vom Elfmeterpunkt, verwandelte sicher und trug sich selbst in die Torschützenliste ein. Seine Leistung war ein Beleg dafür, wie sehr er sich zu einem kompletten modernen Außenverteidiger entwickelt hat, der Spiele auf beiden Seiten des Feldes prägen kann.
Trotz des deutlichen Ergebnisses schlug Mittelstädt nach dem Abpfiff einen nüchternen Ton an. Seine Aussagen spiegelten eine Mentalität wider, die in dieser Stuttgarter Mannschaft zunehmend sichtbar wird. Zwar betonte er die Bedeutung des Sieges, verwies jedoch auch auf Verbesserungsbedarf, insbesondere in Bezug auf die Konzentration in den Schlussphasen. Maccabi Tel Aviv hatte gegen Ende der Partie seine beste Phase, und Mittelstädts Forderung, über die gesamte Spielzeit „wach“ zu bleiben, zeugte von einer professionellen Haltung, die für kommende, schwierigere Aufgaben vielversprechend ist.
Auch Alexander Nübel hatte Grund zur Freude: Der Torhüter absolvierte ebenfalls sein 100. Spiel für den VfB, während er weiterhin von Bayern München ausgeliehen ist. Nübel war in den vergangenen Monaten ein stabilisierender Faktor, der mit Ruhe, guter Spieleröffnung und Führungsqualitäten überzeugte. Wie Mittelstädt verband auch er Zufriedenheit mit Selbstkritik. Er lobte die Gesamtleistung und das Ergebnis, räumte jedoch ein, dass Stuttgart in der zweiten Halbzeit nicht konstant genug agierte. Diese Ehrlichkeit unterstreicht den Anspruch einer Mannschaft, die ehrgeizig ist und sich auch nach klaren Siegen nicht zufriedengibt.
In der Gesamtschau ist Stuttgarts bisheriger Weg in der Europa League beeindruckend. Mit 12 Punkten aus den ersten sechs europäischen Spielen der Saison hat sich das Team von Sebastian Hoeneß eine hervorragende Ausgangsposition für die entscheidende Phase der Ligastufe erarbeitet. Offensiver Spielwitz und wachsende taktische Disziplin gehen dabei Hand in Hand und machen den VfB zu einem unangenehmen Gegner. Drei Europa-League-Siege in Folge unterstreichen diese positive Entwicklung und stärken das Gefühl, dass Stuttgart auf dieser Bühne zurecht vertreten ist.
Der Blick nach vorn verspricht jedoch anspruchsvolle Aufgaben. Die kommenden Duelle mit der AS Rom und den Young Boys werden ein echter Härtetest für Konstanz und Qualität sein. Doch Auftritte wie gegen Maccabi Tel Aviv sowie die Führungsstärke und Erfahrung von „Centurions“ wie Mittelstädt und Nübel geben Anlass zu Optimismus. Stuttgart mag seine europäische Identität noch weiter formen, doch solche Abende zeigen eine Mannschaft, die lernt, wächst und gemeinsam an sich glaubt.
