Freiburg im Breisgau – In einer überraschenden Pressekonferenz hat das Freiburger Start-up NeuroLinkeon am Donnerstag ein neuartiges „Gedanken-Interface“ vorgestellt, das Menschen ermöglichen soll, Alltagsgeräte allein durch Konzentration und minimale Muskelimpulse zu steuern. Die Präsentation sorgte sowohl in der Technologiebranche als auch in der Wissenschaftscommunity für Aufsehen, da das vorgestellte System deutlich weiter entwickelt wirkt als bisher bekannte Prototypen.
Laut NeuroLinkeon-Mitgründerin Dr. Jana Hollerbacher, einer Neurowissenschaftlerin und ehemaligen Forscherin am Max-Planck-Institut, basiert das Interface auf einer Kombination aus nicht-invasiven EEG-Sensoren und einer neu entwickelten KI-Software, die in der Lage ist, individuelle neurologische Muster innerhalb weniger Minuten zu interpretieren. „Unser Ziel war immer, Technologie natürlicher und menschlicher zu machen“, erklärte Hollerbacher. „Die Interaktion mit Geräten soll sich anfühlen wie eine intuitive Erweiterung des eigenen Körpers.“
Während der Vorführung konnte ein Tester mit Hilfe eines schlichten Stirnbands Lampen ein- und ausschalten, eine Musikplaylist wechseln und sogar einen elektrischen Rollstuhl präzise steuern – alles ohne sichtbare Handbewegung. Die Reaktionszeit war bemerkenswert gering; die KI benötigte im Durchschnitt weniger als 200 Millisekunden, um ein Signal korrekt auszuführen.
Das System soll laut dem Start-up noch im Jahr 2026 in einer ersten Pilotphase in Krankenhäusern und Rehakliniken getestet werden. Besonders Menschen mit motorischen Einschränkungen könnten von der Technologie profitieren. „Für viele Patientinnen und Patienten würde dies eine neue Form der Autonomie bedeuten“, sagte Hollerbacher.
Doch die Innovation stößt auch auf kritische Stimmen. Datenschützer warnen vor möglichen Risiken, falls sensible Gehirndaten nicht ausreichend geschützt werden. Der Freiburger IT-Sicherheitsforscher Prof. Leonhard Vest betonte, dass die Verarbeitung neurologischer Muster eine völlig neue Kategorie von persönlichen Informationen darstelle. „Wir brauchen klare gesetzliche Rahmenbedingungen, bevor solche Systeme massenhaft eingesetzt werden“, so Vest.
NeuroLinkeon verspricht, sämtliche Daten lokal auf den Geräten zu verarbeiten und keine Cloud-Übertragung zu nutzen. Trotzdem bleibt die Debatte geöffnet. Sollte die Technologie halten, was sie verspricht, könnte sie jedoch einen der bedeutendsten Fortschritte der letzten Jahre darstellen – und Freiburg, sonst eher für Weinberge und Wissenschaftsstandort bekannt, zu einem internationalen Innovationszentrum machen.
